05.08.2021

Bauen nach Lean

„Auf unseren Baustellen, die der Lean-Construction-Kultur folgen, verzeichnen wir wesentlich weniger Prozessfehler. Und wenn es doch mal hakt, können wir viel schneller darauf reagieren. Damit sparen wir Zeit und natürlich auch Kosten“, erklärt Prozessexperte André Schmidt. Schon beim ersten Pilotprojekt in Wiesbaden wurde die vorgegebene Bauzeit um einen Monat unterschritten. Im Anschluss an die Abnahme durch den Kunden gab es auch kaum noch die sonst üblichen zahlreichen Nacharbeiten, weil kurzzyklischer kontrolliert und früher auf Abweichungen reagiert wurde. Mit jedem neuen schlanken Bauprojekt lernt das Unternehmen weiter und profitiert von den Erfahrungen. Firmenchef Matthias Krieger sieht das Them aber noch in einem wesentlich größeren Zusammenhang: „Wir nutzen die aktuell gute Konjunktur und machen uns mit der Einführung von Lean Construction fit für die Zukunft. Mit Lean verschaffen wir uns einen klaren Wettbewerbsvorteil im Markt”, betont Matthias Krieger.

Lean Construction – 3 Kernelemente

1. Detaillierte Planung zu einem sehr frühen Zeitpunkt 
Lean Construction lebt von der perfekten Planung. Am Anfang steht die Erstellung eines idealen, schlanken Projektabwicklungsprozesses mit entsprechenden Meilensteinen und Aufgabenpaketen. Für den Bauprozess wird die Planung bis ins kleinste Detail in die Taktsteuerung übertragen. „Dieser erste Schritt ist vielleicht die größte Herausforderung“, sagt Vivian Tarara, Projektleiterin bei Krieger+Schramm. „Eigentlich hat man ganz andere Prioritäten. Parallel laufen Baustellen, die die ganze Aufmerksamkeit erfordern, und man wird aufgefordert, sich mit einem Projekt zu beschäftigen, das erst im nächsten Jahr starten soll.“ 

Doch Lean Construction funktioniert nur mit einer frühen Planung, dafür läuft hinterher auf der Baustelle alles weitgehend störungsfrei. Ein genauer Taktplan für den Ausbau der Wohnungen ist die Grundlage – heruntergebrochen auf Wochen und Tage bis zum Datum der Fertigstellung. „Wir denken uns dabei tief in die Baustelle rein und überlegen im Voraus, welche Hindernisse es geben könnte und wie wir sie umgehen – ganz teamorientiert und kooperativ zusammen mit allen Beteiligten“, so die Projektleiterin. 

 

2. Schlanke Projektabwicklung in allen Bereichen 

Jedes Gewerk wird so getaktet, dass es Baufreiheit hat und seine Arbeit in der vorgegebenen Zeit erledigen kann. Wenn ein Maler auf die Baustelle kommt, kann er direkt loslegen und alleine in seinem Bereich ohne Störungen arbeiten. Denn der abgeschlossene Taktbereich des Trockenbauers wurde in der vorangegangenen Woche vom Maler abgenommen. 

 

3. Gute und verständliche Kommunikation 

Bei Krieger+Schramm steht auf der Baustelle eine große und wetterfeste Takttafel. Sie ist die Grundlage für das ebenfalls eingeführte Shopfloor Management. Morgens früh findet davor eine 15-minütige Baubesprechung mit den maßgeblichen Gewerken statt, die eine Schnittstelle zueinander haben. Hat der Installateur ein Problem, steht der Trockenbauer direkt neben ihm und zusammen findet sich schnell eine pragmatische Lösung. „Probleme werden nicht mehr ausschließlich mit dem Bauleiter kommuniziert und geregelt, sondern es gibt wieder den direkten Austausch zwischen den Gewerken, das spart viel Zeit“, sagt der Bauleiter Matthias Gorus. 

Auf der Takttafel sieht jeder Baupartner anhand eines Kartensystems, was er im jeweiligen Taktbereich zu tun hat. Bei Krieger+Schramm werden die Aufgaben nicht schriftlich, sondern über Farbkarten mit visualisierten Arbeitsschritten kommuniziert. So können auch Baupartner ohne Deutschkenntnisse problemlos mit der Tafel arbeiten. Noch wird die Kommunikation auf den Baustellen von Krieger+Schramm größtenteils analog geführt. Inzwischen hat das Unternehmen aber viele Erfahrungen mit dem Shopfloor Management gesammelt und geht jetzt den nächsten Schritt: Eine digitale Lösung stellt allen Beteiligten die Informationen in Echtzeit zur Verfügung. So hat z. B. auch der Geschäftsführer Technik in der Firmenzentrale jederzeit die Möglichkeit, den aktuellen Stand der Projekte einzusehen. 

 

Hindernisse überwinden: Baupartner statt Subunternehmer

Auf einer Großbaustelle arbeitet eine Vielzahl von Gewerken mit zahlreichen Mitarbeitern der verschiedensten Nationalitäten. Wie will man die alle zum Mitmachen bewegen? Im Unternehmen hat man darauf eine klare Antwort: „Wenn sie einen Vorteil davon haben. Und es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen“, erläutert André Schmidt.

Lean Construction führt zu einer Win-Win-Situation für alle und klappt daher bei Krieger+Schramm sehr gut. Die Zusammenarbeit mit den Gewerken ist von einem partnerschaftlichen Denken und Handeln geprägt. Deshalb spricht das Unternehmen ganz bewusst nicht von Subunternehmern, sondern von Baupartnern.

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Artikel: Staufen AG: In jedem Unternehmen steckt ein noch besseres.

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