#8 Strukturierter Kauf- und Bauprozess // Praxiswissen Eigentumswohnung

Die Nachteile des Baubooms 

In Deutschland herrscht seit vielen Jahren ein Bauboom – und obwohl vielerorts gebaut wird, ist das Angebot an Wohnungen immer noch nicht ausreichend. Vor allem in den großen Städten und Metropolregionen fehlt es an Wohnraum. Das bedeutet: Auch in den nächsten Jahren wird weiter viel gebaut werden. Das hat unter anderem zur Folge, dass Handwerker sehr ausgelastet sind. Wer durch den Bauboom ebenfalls viel zu tun hat, sind die Bauämter. Baugenehmigungsverfahren dauern derzeit länger als bislang üblich. In Deutschland wurden 2013 laut statistischem Bundesamt 272.433 Baugenehmigungen für Wohnungen genehmigt. 2016 waren dies bereits 375.388 Wohnungen. 

Die Konsequenz dieser Situation: Es kommt zu Verzögerungen und Verschleppungen am Bau. Das ist ärgerlich – nicht nur für den Bauträger, der immer wieder umplanen muss, sondern auch für Sie als Käufer einer Wohnung. Sie können erst später in Ihre neue Wohnung einziehen, müssen eine längere finanzielle Doppelbelastung schultern und haben höhere Finanzierungskosten.  

Wenn Sie dann noch vom Bauträger gar nicht oder nicht vollständig über den aktuellen Stand informiert werden, ist Ihr Ärger groß. Sie fühlen sich allein gelassen.  

Erfolgsfaktoren für Kauf- und BauprozessStrukturierer  

Was können Sie tun, um solch eine Situation zu vermeiden? Zunächst einmal: An der Tatsache, dass derzeit ein Mangel an Handwerkern herrscht, Baugenehmigungsverfahren länger dauern als gewohnt und es dadurch zu Verzögerungen im Bauprozess kommt, können Sie natürlich gar nichts ändern. Außer sich in Gelassenheit zu üben, versteht sich.  

Worauf Sie jedoch achten sollten: Wie informiert Sie Ihr Bauträger generell über den Bauprozess? Ein gutes Indiz für eine verlässliche Zusammenarbeit mit dem Bauträger ist die Kommunikation, die schon im Vorfeld des Bauvorhabens stattfindet. Achten Sie hier gut auf Ihr Bauchgefühl: Haben Sie den Eindruck, dass der Bauträger Sie gut und transparent über alle Schritte des Kaufprozesses informiert? Sind die persönlichen Begegnungen und Gespräche angenehm und verbindlich? Haben Sie einen festen Ansprechpartner?  

Wenn alle diese Punkte zutreffen, sind die Vorzeichen gut, dass Sie auch im Verlauf des Bauprozesses einen verlässlichen Partner in Ihrem Bauträger gefunden haben.  

Hier sind weitere Dinge, die Sie darüber hinaus beachten sollten bzw. tun können:  

• Macht Ihr Bauträger Angaben darüber, wie er Sie während der Bauphase über die Baufortschritte auf dem Laufenden halten will?  

• Gibt es einen zeitlichen Ablaufplan für das Bauvorhaben? Einen Bauherrenkompass, der den Kunden strukturiert durch den Kaufprozess führt?  

• Dokumentiert der Bauträger alle Abläufe und Meilensteine des gesamten Bauprozesses für Sie? Haben Sie hierfür einen zentralen Ansprechpartner?  

• Haben Sie einen zentralen Ansprechpartner in Technik und Vertrieb? Kümmert dieser sich auch um Ihre Sonderwünsche?  

• Bietet Ihr Bauträger spezielle Veranstaltungen zu den einzelnen Meilensteinen des Baufortschritts an – wie beispielsweise zur Grundsteinlegung oder zum Richtfest? Schafft er so „Magic Moments“ für seine Kunden und gleichzeitig ein Gefühl der Sicherheit?  

• Betreibt der Bauträger ein Qualitätsmanagement der Bauprozesse, in dem er Qualitätsstandards stark einbindet? Dazu gehören beispielsweise ein Risikomanagement, ein strukturiertes Reklamationsmanagement mit 24-Stunden-Erreichbarkeit, ein Gesundheits- und Wertemanagement sowie ein Empfehlungs- und Innovationsmanagement. Besonders die permanente Erreichbarkeit ist wichtig. So können Sie aktuelle Entwicklungen, Sorgen und Bedenken direkt an der richtigen Stelle loswerden.  

Wenn sich ein Bauträger an diese Punkte hält, garantiert er maximale Sicherheit und Transparenz für den Kunden. Indem er die Prozessabläufe dokumentiert, beweist er hohe Qualität und Zuverlässigkeit.  

Praxiswissen Eigentumswohnung: Was sie vor dem Kauf einer Eigentumswohnung wissen sollten // Matthias Krieger