23.08.2021

#2 Lage, Lage, Lage // Praxiswissen Eigentumswohnung

Es gibt drei wichtige Faktoren, die über den langfristigen Wert Ihrer neuen Eigentumswohnung entscheiden: erstens die Lage, zweitens die Lage und drittens die Lage. Je besser die Lage, desto wertbeständiger ist die Immobilie. Sicher: Was eine gute Lage ist, entscheiden immer noch die persönlichen Vorlieben. Für den einen muss es die lebendige Innenstadt sein, der andere wohnt lieber auf dem Land. Und ein Kapitalanleger wird eine gute Lage noch einmal anders bewerten. Dennoch gibt es objektive Kriterien, die den Preis-Nutzen-Vorteil qualifiziert definieren.

Makrolage: Metropolregion oder doch auf's Land?

Egal, ob Sie sich entscheiden selbst in einer Eigentumswohnung zu wohnen oder diese zu vermieten: Wenn Sie langfristig Wert erhalten oder gewinnen wollen, ist zunächst die Makrolage entscheidend. Hierzu gab es in den letzten Jahren viele Studien. Sie zeigen markante Trends im deutschen Immobilienmarkt auf: Die Nachfrage ist immer noch größer als das Angebot – und die Preise steigen unaufhaltsam seit Jahren: Im Jahr 2017 lag der Anstieg inflationsbereinigt bei 5,5 Prozent. In den deutschen Metropolen stiegen die Preise deutlich schneller. Teuerste Großstadt ist nach wie vor München, gefolgt von Frankfurt am Main, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Düsseldorf und Köln. Aber auch jenseits davon entstehen sogenannte „Trend-Regionen“. Das bayerische Weißenburg-Gunzenhausen südlich von Nürnberg ist ein Beispiel dafür: Hier stiegen die Immobilienpreise um gut 25 Prozent.

Verantwortlich für den Preisauftrieb bei den Immobilien sind die immer noch niedrigen Zinsen. Ein weiterer Faktor ist das Bevölkerungswachstum in den Städten. Immer mehr Menschen wollen dort leben, wo die Wirtschaft boomt und die Infrastruktur gut ist.

Mikrolage: Bietet sie alles, was Sie brauchen?

Neben der Makrolage ist die Mikrolage wichtig bei der Entscheidung für oder gegen eine Immobilie. Zu den Aspekten der Mikrolage gehören einwandfreie Straßenanbindung, der schnell fußläufig erreichbare öffentliche Nahverkehr (U-Bahn, Straßenbahn, Bus, S-Bahn etc.), geringe Lärm- und Luftemissionen, ein passendes soziales Niveau der Nachbarschaft, gute Infrastruktur mit Geschäften, Ärzten, Apotheken, Schulen, kulturellen und gastronomischen Angeboten sowie generell ein hoher Freizeit- und Erholungswert.

Folgende Fragen können Sie leiten, wenn Sie die Lage einer für Sie geeigneten Wohnung bewerten wollen:

Fühlen Sie sich im Stadtteil und in der Straße, in der die Wohnung liegt, wohl?
Wie stark ist die Lärmbelastung durch stark befahrene Straßen oder einen Flughafen in der Nähe?
Gibt es Industriebetriebe in der Nähe, die für „dicke Luft“ sorgen?
Gibt es ausreichend Geschäfte in unmittelbarer Nähe, in denen Sie alles kaufen können, was Sie täglich brauchen?
Wie schnell sind öffentliche Verkehrsmittel zu Fuß erreichbar?
Wie gut ist die Versorgung mit Ärzten, Apotheken, Schulen und anderen für Sie wichtigen Einrichtungen?
Sind die Häuser in der Umgebung gepflegt und saniert?
Passt der soziale Status der Nachbarschaft zu Ihnen?

Die Wohnung und das Gebäude selbst

Auch die Merkmale des Gebäudes, in dem sich Ihre neue Wohnung befindet, gehören zu den wichtigen Kriterien, die Sie in eine Entscheidung für oder gegen eine Wohnung mit einbeziehen sollten. Da sind zunächst einmal die Ausrichtung des Gebäudes bzw. Ihrer Wohnung: Liegt sie nach Norden? Scheint zu gewissen Tageszeiten die Sonne herein? Werfen die Nachbargebäude Schatten? Stehen hohe Bäume direkt vor den Fenstern? Auch der Ausblick aus den Fenstern wirkt sich auf die Lebensqualität aus: Schauen Sie von Ihrer Wohnung aus ins Grüne? In die übliche städtische Hinterhoflandschaft? Oder auf einen riesigen Parkplatz oder gar Industriebetriebe? Prüfen Sie überdies genau, welche Ausstattungsmerkmale des Gebäudes bzw. der Wohnung Sie mitkaufen bzw. in welchem Zustand diese sind. Dazu gehören Garage, Balkon, Terrasse, Aufzug, Hausflur, Treppenhaus, Schließanlage, Hoftor bzw. Sicherheitskonzept. Alle diese Dinge gehören zu den Leistungsmerkmalen Ihres zukünftigen Wohnkomforts.

Worauf es wirklich ankommt: das Preis-Nutzen-Verhältnis

Wer sich im Lauf der letzten zehn bis fünfzehn Jahre mit dem Gedanken getragen hat, eine Immobilie zu kaufen und entsprechend den Immobilienmarkt beobachtet hat, wird angesichts der Preisentwicklung sicher das eine oder andere Mal den Kopf geschüttelt haben: Kann das denn wirklich wahr sein – solche immensen Preissteigerungen in den begehrten Metropolen und Lagen der Republik? Wie soll sich das ein Normalverdiener noch leisten können? Früher ging das doch alles irgendwie leichter! An dieser gefühlten Wahrheit ist durchaus etwas dran – aber anders, als Sie vermutlich denken. In Wirklichkeit ist es so, dass die derzeit herrschenden niedrigen Kreditzinsen die höheren Kaufpreise durchaus ausgleichen. Was es vor allem für junge Menschen heute dennoch schwieriger macht, einen Immobilienkredit zu bekommen, ist das dafür erforderliche hohe Eigenkapital. Wenn da nicht die Eltern oder Großeltern aushelfen, wird es meist mühsam.

Sind diese Anfangshürden aber erst einmal genommen, steht auf der „Haben-Seite“ der Wert der Immobilie und der wird weiter steigen – vorausgesetzt, Sie haben sich für eine nach den bereits genannten Kriterien definierte gute Lage entschieden. Entscheidend ist dabei das Preis-Nutzen-Verhältnis. Es definiert, wie stark die einzelnen Faktoren der Makro- und Mikrolage Ihrer Immobilie dafür sorgen, dass ihre Immobilie weiter im Wert steigt – sodass Sie sie in einer späteren Phase Ihres Lebens zu einem guten Preis verkaufen oder vermieten können.

Mit anderen Worten: Wenn die Lage Ihrer Immobilie den oben dargestellten Kriterien intensiv entspricht, dann müssen Sie mehr Geld zu bezahlen bereit sein, als jemand, dessen Immobilie in einer abgeschiedenen, wirtschaftsschwachen Region liegt, von wo aus man nur mit dem PKW zum nächsten Supermarkt kommt und ein Ausflug ins Theater zwei Stunden Fahrtzeit kostet. Je mehr Nutzen Sie haben, desto teurer die Immobilie. Oder: Je mehr Nutzen, desto eher müssen Sie bereit sein, auf anderes zu verzichten.

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